Ableismus
Ableismus – was ist das?
Ableismus ist die alltägliche Reduzierung eines behinderten Menschen auf seine Beeinträchtigung. Der Begriff „Ableismus“ setzt sich zusammen aus dem englischen Wort „able“ (to be able = fähig sein) und „ismus“. Solche Endungen deuten auf ein in sich geschlossenes Gedankensystem. Im englischsprachigen Raum wird gleichbedeutend auch von Ableism gesprochen. Das Konzept des Ableismus ist noch recht unbekannt und nicht allen Menschen vertraut.
Die Reduzierung eines behinderten Menschen auf die Beeinträchtigung geht einher mit einer Abwertung (wegen der Beeinträchtigung) oder aber mit einer Aufwertung (trotz der Beeinträchtigung). Damit erleben behinderte Menschen durch den Ableismus das, was Menschen mit Migrationshintergrund durch den Rassismus widerfährt oder Frauen durch Sexismus passiert. In jedem Fall werden die Betroffenen nicht als gleichberechtigte Gegenüber wahrgenommen, sondern etikettiert und auf- oder abgewertet.
Ableismus konkret
Dazu ein Beispiel aus einer Broschüre zum Thema der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. – ISL:
Frau A. fährt nach der Arbeit mit dem Bus nach Hause. Der Busfahrer ist angesichts der Rollstuhlfahrerin, die in der Rushhour mitgenommen werden möchte, deutlich genervt und fragt: „Muss das denn sein, dass Sie um diese Zeit fahren?“ Frau A. antwortet, es handele sich keineswegs um eine Kaffeefahrt, sondern der Bus solle sie von ihrer Arbeit nach Hause bringen. Daraufhin schlägt die Ablehnung des Busfahrers in übertriebene Bewunderung um: „Oh, das ist gut, dass Sie Arbeit haben und arbeiten können!“
Wie das Beispiel zeigt, sieht der Busfahrer Frau A. im Rollstuhl und verbindet damit sogleich die Vorstellung, dass sie sicherlich immer Zeit hätte und nicht unbedingt im Berufsverkehr den Bus benutzen müsse. Als Frau A. diesem Vorurteil widerspricht, findet er es ganzgroßartig, dass sie arbeitet. Bei einem nicht behinderten Fahrgast mittleren Alters kämen beide Reaktionen wohl nicht vor: Der Busfahrer würde auf den Passagier nicht genervt reagieren und wenn er von der Erwerbstätigkeit des Fahrgastes erführe, würde er vermutlich gelangweilt die Schultern zucken.
Die ganze ISL-Broschüre mit weiteren Bespielen ist hier zu finden:
(si)